Die toten Kinder Hannoverscher Zwangsarbeiterinnen
Aufsehen erregende Erkenntnisse aus neuester Zeit über den Tod von mehr als 300 Säuglingen von Zwangsarbeiterinnen des II. Weltkrieges in hannoverschen Unternehmen machen deutlich, welche Tragweite die Erinnerungsarbeit des Verein „Gegen das Vergessen ./. NS-Zwangsarbeit e.V.“ hat.
Mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 ging von deutschem Boden nicht nur der schrecklichste und opferreichste Weltkrieg aus, sondern wurde mit der massenhaften Rekrutierung ausländischer Zwangsarbeiter/innen – vorwiegend aus Osteuropa – für die Kriegsproduktion ein weiteres großes Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch Deutsche begangen.
Der um sich greifenden Mentalität des Verdrängens dieser grauenvollen deutschen Geschichte setzt der Verein „Gegen das Vergessen ./. NS-Zwangsarbeit e.V.“ eine wirkungsvolle Erinnerungsarbeit entgegen, die unseren Bürgerinnen und Bürgern sowie Gästen aus aller Welt die Situation der bis zu 60.000 Zwangsarbeiter/innen in den Jahren 1939 bis 1945 in hannoverschen Unternehmen näherbringt. Besonders betroffen waren die Wöchnerinnen unter den Zwangsarbeiterinnen und ihre Säuglinge, die in einer von Hannoverschen Rüstungsfirmen betriebenen Baracke in Langenhagen-Godshorn untergebracht waren und darin elendig umkamen.
Mit Unterstützung der Stadt Langenhagen und hannoverscher Unternehmen sind nunmehr ein Mahnmal und eine Gedenktafel mit historischen Daten und Fakten in deutscher, russischer und polnischer Sprache (siehe Anlage) entstanden, die auf die menschenvernichtenden Bedingungen der Wöchnerinnen unter den Zwangsarbeiterinnen und ihrer Säuglinge aufmerksam machen, deren Todesrate durch Unterernährung, fehlende medizinische Versorgung und schlimmste hygienische Verhältnisse über 75 % betrug. Ihrer soll besonders gedacht und ihren Angehörigen das Mitgefühl Hannoverscher Bürgerinnen und Bürgern zum Ausdruck gebracht werden.
Zur Erinnerung an die schrecklichen Folgen des vor 70 Jahren begonnenen II. Weltkriegs werden gemeinsam mit politischen Repräsentanten/innen der Region Hannover sowie Schülern und Schülerinnen der Grundschule Godshorn am 9. September 2009 um 12.00 Uhr am Le-Trait-Platz in Langenhagen eine Gedenk- und Erinnerungstafel für ermordete Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder eingeweiht und anschließend das durch Steinbildhauermeister Karl-Heinz Spiekermann hierfür gestaltete Mahnmal in der Ziegeleistraße in Godshorn enthüllt.
Mit diesen Erinnerungsstätten soll auch ein Zeichen gesetzt werden gegen das Vergessen und das Aufkeimen nationalsozialistischen Gedankengutes und den aktuellen Rechtsradikalismus.
ViSP: Dr. Horst Meyer
Vorsitzender des Vereins „Gegen das Vergessen ./. NS-Zwangsarbeit e.V.“
Das Aktionsbündnis Langenhagener gegen Rechte Gewalt unterstützt das Gedenken an die gestorbenen Kinder.