Stolperstein für Friedrich Daps in Isernhagen

Heute wurde in der langenhagener Nachbargemeinde Isernhagen ein Stolperstein für Friedrich Daps verlegt.

Stolperstein für Friedrich Daps in Isernhagen
Stolperstein für Friedrich Daps in Isernhagen

HIER WOHNTE
FRIEDRICH DAPS
JG. 1932
EINGEWIESEN 9.10.1941
PFLEGEANSTALT LÜNEBURG
‚KINDERFACHABTEILUNG‘
ERMORDET 21.3.1942

Friedrich Daps ist Euthanasieopfer. Sein Weg durch verschiedene Anstalten führte auch über die  Heil- und Pflegeanstalt Langenhagen. Im Oktober 1941 wurde er in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg verlegt, wo er ermordet wurde.
Zuletzt wurde eine Straße in Großburgwedel nach Friedrich Daps benannt.

Verlegung des Stolpersteins für Friedrich Daps in Isernhagen
Verlegung des Stolpersteins für Friedrich Daps am 23. März 2022

Der Stolperstein für Friedrich Daps ist der erste verlegte Stolperstein in Isernhagen. In Langenhagen wurden bisher noch keine Stolpersteine verlegt.

Zwangssterilisation in der Nervenklinik Langenhagen 1934 – 1939

In der aktuellen Ausgabe Nr. 74 der Hannoverschen Geschichtsblätter ist ein Artikel zur „Zwangssterilisation in der Nervenklinik Langenhagen 1934 – 1939“ vom Autor Ricardo da Silva Costa enthalten.

Ricardo da Silva Costa berichtet in dem Artikel von einer Untersuchung, bei der aus den 8300 im Stadtarchiv Hannover befindlichen Patient*innenenakten der Nervenklinik Langenhagen, über 3200 aus dem Zeitraum 1934 bis 1939 zur Betrachtung ausgewählt wurden. Das Vorgehen in der Zeit basierte auf dem sogenannten Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, der Prozess sah eine Meldung der „erbkranken“ Patienten an das Gesundheitsamt und ein anschließendes Erbgesundheitsverfahren vor, welches oft in einer Zwangssterilisation endete.
Trotz lückenhafter Aktenlage konnten 124 Fälle von zwangsweiser Unfruchtbarmachungen von Patient*innen der Nervenklinik Langenhagen nachgewiesen werden. Ob es einen Automatismus zwischen der Diagnose einer Erbkrankheit und der Anzeige an das Gesundheitsamt gab, könne erst nach Sichtung weiterer Quellen sicher belegt werden.

Straßenbenennung Friedrich Daps

In der Sitzung am 10.12.2020 hat der Ortsrat Großburgwedel die Umbenennung des Pastor-Badenhop-Weg in Friedrich-Daps-Weg beschlossen. Am vergangenen Montag wurde das neue Straßenschild angebracht.

Friedrich-Daps-Weg (Pastor-Badenhop-Weg)

Wer war Friedrich Daps und was hat das mit Langenhagen zu tun?

„Namensgeber für den neuen Straßennamen ist Friedrich Daps. Friedrich Daps wurde 1937 kurzzeitig im Kinderheim der Pestalozzistiftung aufgenommen und mit 8 Jahren Opfer des Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten. Um auf das Schicksal des Friedrich Daps hinzuweisen, an ihn zu erinnern und auch stellvertretend für Tausende, die dem sogenannten Euthanasie-Programm zum Opfer fielen, wurde der Straßenname ‚Friedrich-Daps-Weg‘ ausgewählt und beschlossen. „

Das vorhergehende Zitat stammt aus dem gemeinsamen Amtsblatt für die Region Hannover und die Landeshauptstadt Hannover, Jahrgang 2021, Nr. 1 vom 7. Januar 2021, Seite 6.

Wie dem Artikel „Auf der Spur der grauen Todesbusse“ der Nordhannoverschen Zeitung vom 8. Januar 2015 Seite 10 zu entnehmen ist, kam Friedrich Daps im März 1937 in die Pestalozzi-Stiftung, nach drei Wochen erfolgte die Verlegung in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhagen, im März 1938 in die Rotenburger Anstalten und im Oktober 1941 in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. In der Anstalt in Lüneburg wurde Friedrich Daps ermordet.

Gedenken am 06.01.2021

Aufgrund der aktuellen Situation kann unsere Gedenkveranstaltung in diesem Januar leider nicht durchgeführt werden.

Nachtrag vom 12.01.2021: Die jährliche Gedenkveranstaltung am 6. Januar hat 2021 nicht stattgefunden. Wie die abgelegten Blumen und Lichter bezeugen, wurde an diesem 6. Januar individuell gedacht.

Abgelegte Blumen am Mahnmal zum KZ-Außenlager Langenhagen in der Hackethalstraße
Abgelegte Blumen am Mahnmal zum KZ-Außenlager Langenhagen in der Hackethalstraße
Mahnmal zum KZ-Außenlager Langenhagen am 06.01.2021 um 18 Uhr – Keine Gedenkveranstaltung, aber individuelles Gedenken
Mahnmal zum KZ-Außenlager Langenhagen am 06.01.2021 um 18 Uhr – Keine Gedenkveranstaltung, aber individuelles Gedenken

Straßenbenennungen KZ Limmer

Nach Auflösung des KZ Außenlager Langenhagen wurden die Häftlinge in das KZ Außenlager Limmer verlegt. Aktuell wird die Fläche des aufgegebenen Continentalwerks Limmer, auf dem sich das dortige KZ befand, in ein Wohngebiet umgewandelt. Dabei werden auf dem Gelände der sogenannten Wasserstadt Limmer neue Straßen angelegt.

Baustelle Wasserstadt Limmer
Wasserstadt Limmer im Bau, aufgenommen am 25. Juni 2020

Gemäß Beschluss vom hannoverschen Stadtbezirksrat Linden-Limmer werden die Straßen im östlichen Bereich nach Frauen benannt, die Häftlinge im KZ Limmer gewesen sind:

Antonia-Agafonowa-Straße
Cécile-Huk-Ring
Julienne-Trouet-Platz
Maria-Suszyńska-Bartman-Weg
Stanisława-Kamińska-Straße
Stéphanie-Kuder-Straße

Maria Suszyńska-Bartman und Stanisława Kamińska waren Häftlinge im KZ Außenlager Lagenhagen, bevor sie in das KZ Außenlager Limmer verlegt worden sind.

Die folgenden Erläuterungen der Straßennamen stammen aus dem Geoinformationssystem der Landeshauptstadt Hannover (hannover-gis.de):

Maria Suszyńska-Bartman, geb. Suszyńska, geb. am 01.01.1906 in Nowa Ruda in der Provinz Posen, lebte später in Warschau. Auf der Karteikarte der SS ist ihr Beruf mit ‚Büroangestellte‘ angegeben. 1938 debütierte sie bereits als Schriftstellerin. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer, der brutal niedergeschlagen wurde. Im Zuge der Vergeltungsmaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung wurde Maria Suszyńska um den 20. August inhaftiert und über das Durchgangslager Pruszków in das Konzentrationslager Stutthof bei Danzig verschleppt. Vom 29. September bis zum 2. Oktober 1944 wurde sie in einer Gruppe von 500 Frauen in Vieh- und Güterwaggons nach Hannover deportiert und kam in das KZ-Außenlager Langenhagen bei den Brinker Eisenwerken, wo sie in der Munitionsproduktion schwerste Zwangsarbeit leisten musste. Am 6. Januar 1945 wurde das KZ Langenhagen durch einen Bombenangriff zerstört. Die Gefangenen wurden nun im KZ Conti-Limmer untergebracht. Nach dem Evakuierungsmarsch in das KZ Bergen-Belsen wurde Maria Suszyńska dort eine Woche später am 15. April 1945 befreit. Sie erkrankte und gehörte zu den rund 7.000 Häftlingen aus dem KZ Bergen-Belsen, die nach dem Krankenhausaufenthalt zur Kur nach Schweden kamen. Nach ihrer Rückkehr nach Polen war sie wieder als Schriftstellerin tätig. 1971 erschien im Verlag Czytelnik (Warszawa) Maria Suszyńska-Bartmans etwa 250 Seiten umfassender autobiografischer Bericht ‚Nieświete Meczennice‘ (Unheilige Märtyrerinnen) über ihre Deportation und KZ-Haft. Maria Suszyńska-Bartman starb am 25. März 1991. Sie wurde auf dem Friedhof von Bydgoszcz beigesetzt.“

Stanisława Kamińska wurde am 14. Januar 1914 in Warschau geboren. Auf der Karteikarte der SS ist als Beruf ‚Arbeiterin‘ angegeben. Am 27. August 1944 wurde sie während des Warschauer Aufstandes verhaftet und über das Durchgangslager Pruszków gemeinsam mit ihren jüngeren Schwestern Krystyna und Weronika in das KZ Stutthof eingeliefert. Von dort gelangten die Geschwister in einem Transport von insgesamt 500 Frauen am 2. Oktober 1944 in das KZ-Außenlager Langenhagen. Als dieses Lager in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 1945 durch einen britischen Luftangriff zerstört worden war, wurden alle dortigen Häftlinge zusätzlich in das KZ-Außenlager Conti-Limmer überführt. Nach Ihrer Befreiung, noch während ihres Aufenthalts in Deutschland hat Stanisława Kamińska in der Organisation ehemaliger Polnischer Häftlinge mitgearbeitet. 1946 kehrte sie nach Polen zurück und arbeitete in der Militärischen Bibliothek in Warschau. Sie war Mitglied im Klub der ehem. Bergen-Belsen-Häftlinge, kümmerte sich um ältere Mitglieder und hat den Klub zusammengehalten. Sie starb im Jahr 1997.“

Für weitere Informationen zum KZ Außenlager Limmer verweisen wir auf die Webseite des Arbeitskreis „Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer“ (kz-limmer.de).

Neubau auf Gelände des KZ Langenhagen

Wie im Oktober 2018 berichtet, wurden die Nachkriegs-Industriehallen auf dem ehemaligen Gelände des KZ-Außenlager Langenhagen abgerissen. Auf dem am 20.01.2020 von der Landeshauptstadt Hannover veröffentlichen Luftbild/Orthophoto ist die Lücke gut zu erkennen.

Auf einem Teil der entstandenen Brachfläche befand sich das KZ Langenhagen, Digitales Orthophoto DOP20; Datenquelle: CC-BY-4.0 – Bereich Geoinformation – LH Hannover – Stand 24.02.2019

Die frei gewordene Fläche ist wesentlich größer als das ehemalige KZ Gelände, welches nur ein Teil des Areals war. Im Laufe des Jahres 2020 wurde auf der Freifläche eine neue Halle errichtet. Die Mauer zur Hackethalstraße direkt hinter dem Mahnmal wurde nicht abgerissen. Den Zustand am 10. Mai und am 6. Juni 2020 haben wir dokumentiert.

Neubau auf Fläche des ehemaligen KZ-Außenlager Langenhagen
Neubau auf Fläche des ehemaligen KZ-Außenlager Langenhagen, von der Straße Am Brinker Hafen aufgenommen

Neubau auf Fläche des ehemaligen KZ-Außenlager Langenhagen

Neubau auf Fläche des ehemaligen KZ-Außenlager Langenhagen
Blick in der Hackethalstraße nach Norden
Neubau auf Fläche des ehemaligen KZ-Außenlager Langenhagen
Mahnmal zum KZ-Außenlager Langenhagen in der Hackethalstraße

Gedenkveranstaltung am 06.01.2020 um 18 Uhr

Bei der Gedenkveranstaltung am Montag am am Mahnmal in der Hackethalstraße soll der Opfer des Nationalsozialismus und insbesondere der Frauen aus dem KZ Langenhagen gedacht werden. Das damals auf langenhagener Stadtgebiet gelegene Konzentrationslager wurde am 6. Januar 1945 durch einen alliierten Bombenangriff zerstört und danach von den Nazis geräumt.

Es werden der hannoversche Bürgermeister Thomas Hermann und der langenhagener Bürgermeister Mirko Heuer sprechen. Der DGB-Chor Hannover wird einen musikalischen Rahmen für die Veranstaltung geben.

Wir rufen zu einer regen Teilnahme auf, um auch ein deutliches Zeichen gegen den Neonazi-Terror der letzten Jahre zu setzen. Eine gelebte Demokratie muss sich immer wieder erneut gegen Rechtsextremismus und Rassismus zur Wehr setzen.

Nachtrag vom 28.11.2020, Fotos von der Veranstaltung:

Gedenkveranstaltung am 6. Januar 2020
Gedenkveranstaltung am 6. Januar 2020
Gedenkveranstaltung am 6. Januar 2020